Unsere Geschichte
Das Prinzip der Gilden: Einer für alle. Alle für einen.
Als die Gilden im frühen Mittelalter gegründet wurden, gab es keinen Sozialstaat, keine gesetzlichen Absicherungen in Notfällen, keine Paragraphen, die im Berufs- und Wirtschaftsleben die Interessen des Einzelnen schützten. Selbsthilfe war die beste Hilfe. Die Gilden entstanden zunächst als standesorientierte Schutzgilden, dann auch als berufsständisch ausgerichtete Zunftgilden. Später spielten in vielen Dorfgemeinschaften die Brandgilden eine große Rolle. Denn die Vernichtung der Hofgebäude oder der gesamten Ernte durch einen Brand waren ein Verlust, den der Einzelne nicht aus eigener Kraft überwinden konnte. Als ein Zusammenschluss gleichberechtigter Mitglieder gewährte die Gilde Schutz und leistete in Notfällen materielle Hilfe. Dieses Gefühl der engen Verbundenheit fand in den Gilden außerdem Ausdruck in geselligen Kontakten und festlichen Aktivitäten.
Unser Ursprung: Die Brandgilden.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden in den Landschaften an der Elbe und Nordsee zahlreiche bäuerliche und städtische Brandgilden, die den Gedanken der Brandversicherung schnell über weite Teile Schleswig-Holsteins verbreiteten. Zu den ältesten dieser Gilden zählen:
1537 die Süderauer Dorfgilde
1572 die Seestermüher Brandgilde
1604 die Neuendorfer Gilde
Versichert wurden zunächst nur Gebäude. Später kam auch das Mobiliar hinzu. Damit sind die Brandgilden Pioniere im Bereich der Versicherungen.
Einige Gilden versicherten auch den Diebstahl von Pferden und Vieh von der Weide, Windbruch und die Begleichung der Begräbniskosten. Auch die Leistungen, die im Notfall erbracht wurden, veränderten sich im Laufe der Zeit. Ursprünglich wurde mit Naturalien Hilfe geleistet, z.B. mit Holz und Stroh für den Wiederaufbau des Hauses oder mit Roggen als Ersatz für die vernichtete Ernte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden Geldleistungen eingeführt, zunächst nur als einmalige Umlagen im Schadensfall, später auch als Vorprämien. Damit haben die Gilden den Grundstein zu modernen Prämiensystemen gelegt.
Seit 1813: Die Neuendorfer Brand-Bau-Gilde.
Schnellere und wirksamere Hilfe sowie eine genauere Kontrolle in allen Brandangelegenheiten standen im Vordergrund bei der Wiedergründung der Neuendorfer Brand-Bau-Gilde im Jahr 1813. Rechte und Pflichten der Gildemitglieder wurden in genau ausgearbeiteten Satzungen in einer Gilderolle festgelegt, mit deren Herstellung der Deichgraf und Hofbesitzer Klaus Kahlke beauftragt war. Weil sich damals die Gemeinden Neuendorf und Kollmar in adligem Besitz befanden, wurde die Gilderolle dem Gutsherren von Neuendorf, dem Grafen Christian zu Stolberg, zur Genehmigung vorgelegt. Nachdem der Adelsherr seine Zustimmung gegeben hatte, wurde die Vereinigung unter dem Namen „Große Neuendorfer Brand-Bau-Gilde“ gegründet, mit folgenden Männern in der Geschäftsleitung: als Ältermann Klaus Kahlke, als Gildeschreiber Ernst Suhl, sowie mehrere Geschworene. Wir nennen diese Personen namentlich, weil hinter ihnen große Verdienste für den erfolgreichen Aufbau unserer Vereinigung stehen.